Die Gemeinde Oberleichtersbach betrieb am Standort Oberleichtersbach eine belüftete Teichkläranlage die für 2.200 EGW ausgelegt war. Angebunden an diese Kläranlage waren insgesamt vier Ortsteile der Gemeinde Oberleichtersbach sowie ein Ortsteil einer angrenzenden Kommune.
Aufgrund der anstehenden Erneuerung der wasserrechtlichen Einleitungsgenehmigung wurden durch die Genehmigungsbehörden Überwachungswerte festgesetzt, die durch den Betrieb einer belüfteten Teichkläranlage technisch nicht zuverlässig realisiert werden konnten. Ausschlaggebend hierfür war insbesondere der angrenzende Vorfluter, der aufgrund seiner Flora und Fauna als besonders sensibel eingestuft wurde, sodass weitergehende Anforderungen an die Abwasserreinigung gestellt wurden.
Zunächst wurde eine Variantenuntersuchung erarbeitet, um der Gemeinde eine wirtschaftliche Entscheidungsgrundlage unter Berücksichtigung aller technischen Aspekte zur Verfügung stellen zu können.
Ergebnis der Variantenuntersuchung war, dass bei den weiteren Planungsschritten die Variante „Anlage nach dem Belebtschlammverfahren“ weiterverfolgt werden sollte.
Mit der Anordnung einer Belebtschlammanlage wurde auch eine Reduzierung auf eine wirtschaftliche Zulaufmengen zur Kläranlage erforderlich, sodass zunächst eine vollständige Überrechnung der Mischwasserbehandlungsanlagen des angeschlossenen Einzugsgebietes erforderlich wurde. Diese wurde im Rahmen einer Schmutzfrachtsimulation erarbeitet. Ergebnis der Schmutzfrachtsimulation war - nachdem auch hier verschiedene Lösungsansätze technisch und wirtschaftlich bewertet wurden - im unmittelbaren Zulaufbereich der Kläranlage ein neues Regenrückhaltebecken mit einem Volumen von ca. 700 m³ anzuordnen.
Weiterhin sollten bestehende Teile der Kläranlage, die auch weiterhin wirtschaftlich sinnvoll nutzbar waren, erhalten und in die Neukonzeption integriert werden.
In der Planungsphase wurde eine Kläranlage mit einer Ausbaugröße von 2.200 EW, Größenklasse 2, mit einem Kombibecken konzipiert, da dieses baumassensparend errichtet werden kann und somit Platz und Investitionskosten eingespart werden konnten.
Weiterhin wurde die Anordnung von zwei Schlammsilos zur Bewirtschaftung des Überschussschlammes vorgesehen.
Für das bestehende Betriebsgebäude wurde eine grundlegende Sanierung vorgesehen, sodass dieses zukünftig als Labor bzw. WC für das Betriebspersonal dienen konnte. Weiterhin wurde ein neues kombiniertes Betriebsgebäude für die Rechenanlage sowie die Schaltwarte und den Gebläseraum projektiert.
Neben der Objektplanung für die Gebäude und Innenräume sowie die Ingenieurbauwerke wurde auch die Fachplanung für die Tragwerke und die Technische Ausrüstung für die vollständige Elektroanlage sowie die Steuer- und Regeltechnik durch unser Büro geplant.
Dies beinhaltete die Mess- und Kontrollverfahren sowie eine zentrale speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) in Verbindung mit EDV-gestützter Auswertung von Messdaten zum bedarfsorientierten und energiesparenden Einsatz der Belüftung; die Archivierung der Messwerte und der Betriebszustände auf Datenträger, Online-Überwachung des O2-Gehaltes im Belebungsbecken, etc.; diverse Messsonden, Zu- und Ablaufmessungen, die zentrale Schaltwarte mit Lichtbild und Störmeldung, vollautomatisch arbeitende Probenehmer, etc.
Weiterer Bestandteil der Planungsleistungen war die vollständige Maschinen- und Verfahrenstechnik.
Durch unser Büro wurden alle Genehmigungsunterlagen erarbeitet sowie der Fördermittelantrag vorbereitet und begleitet.
Die Anlage gewährleistet von Beginn an eine hervorragende Reinigungsleistung, die die amtlich geforderten Werte zum Teil deutlich unterschreitet. Darüber hinaus konnten die Betriebskosten deutlich gesenkt werden, wobei gemeinsam mit dem Auftraggeber ausführungsbegleitend vereinbart wurde, dass die beiden ursprünglich vorgesehenen Schlammsilos nicht errichtet werden sollen, sondern stattdessen eine stationäre Schlammpresse zur Ausführung kam.